Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Nahe mit Bryum pallens verwandt, zu unterscheiden durch Autözie, die asymmetrische, hochrückigbucklige Kapsel, rudimentäre bis kurze Zilien und im Mittel etwas größere Sporen. Bryum pallens ist diözisch und hat im Normalfall wenigstens teilweise gut entwickelte Zilien mit Anhängseln, die allerdings bei der Varietät fallax auch reduziert sein können. Olivgrüne bis bräunliche, bis 2 cm hohe, lockere Rasen mit 3–5 cm langer Seta, bei guter Entwicklung eine auffällige Erscheinung. Auf ständig feuchten bis nassen, offenen bis halboffenen, kalkhaltigen bis neutralen Lehm- oder Mergelböden. Früher hauptsächlich in nassen Niedermooren und an Gräben, außerdem in alten Tongruben, in Steinbrüchen und an Mauern sowie an Steilhängen an der Küste, wo Sickerwasser austritt, was meist durch lockere Phragmites-Bestände angezeigt wird. Begleitmoose sind: Calliergonella cuspidata, Barbula unguiculata, Funaria hygrometrica, Amblyodon dealbatus sowie Philonotis- und Bryum-Arten. Soziologische Aufnahmen liegen nicht vor.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Auch bei dieser Art ist die Zahl der Fehlmeldungen in der Literatur sehr hoch. Wir haben das gesamte Belegmaterial in den öffentlichen Herbarien HAL, JE, M und REG durchgesehen. Daraus zeichnet sich das Areal im Gebiet klar ab. Ungeprüfte Literaturangaben wurden nur dann in die Karte übernommen, wenn sie auf namhafte Bryologen zurückgehen und innerhalb des gesicherten Areals liegen. Die Hauptverbreitung lag in nassen Niedermooren in der Ebene und einigen großen Flusstälern, derartige Biotope sind im Gebiet längst restlos verschwunden. Heute hier noch an Steilhängen an der Küste sowie an Seeufern oder in alten Tongruben. Sehr selten im Hügelland bis zur submontanen Stufe, hier an alten Mauern und in Steinbrüchen: SH: Geprüfte Belege: Dolnik (2003); 1726/2 Meinersdorfer Quellhang, 2001, K. Wohlrab, det. C. Dolnik, in Siemsen et al. (2004); 1123/3 quellige Strandabhänge bei Glücksburg, Juni 1876, Prahl (JE !); 2425/2 Isebeck bei Eppendorf und Außenalster bei Hamburg, 1890, leg. Burchard (M !). Literaturangaben Prahl (1895): „meist nicht selten“; N. Jensen (1952). Von den Angaben in Frahm & Walsemann (1973) ist zu streichen: Güster, gehört zu Bryum warneum (rev. !); Öjendorfer Ausstich, leg. Elmendorff, ist B. pallens (M !); ein Beleg von Elmenhorst lag uns nicht vor. MV: Neufunde: 1346/1 etwas feuchte Böschung am Kliff-Fuß O Nobbin, 08.10.1998, M. Manthey in Berg et al. (2000 !); 1447/3 Boddenhang N Lietzow, 23.03.1982, LM; 1932/3 Fuß der Steilküste bei Warnkenhagen, lehmigtoniger Mergel, 19.07.1998, C. Dolnik; 2151/1 Boddensteilhang W Camminke, quellige Stelle zwischen Phragmites, 21.10.1994, LM. Geprüfte Belege in M und JE: Bei Schwerin, leg. Wüstnei; Mecklenburg Exs. Nr. 359 „in Mecklenburg nicht selten“; Neustrelitz, im russischen Lager, 1865. Literatur: Brockmüller (1870); Bürgener (1929); Doll (1982). NE: Geprüfter Beleg: 2510/2 Aurich, Eiben: Ostfrieslands Laubmoose Nr. 138, JE (!). – Ungeprüfte Literaturangaben: F. Koppe (1964; 1971; 1979); Limpricht (1895); Wehrhahn (1921). BB: Neufunde: 2942/4 Teufelssee, 26.04.1999, Rätzel et al. (2000a); 3346/3 Lübars, Grabenböschung, 10/1986, J. Klawitter (!). Geprüfte Belege: 3541/4 Brandenburg/Havel, nasser Graben am Weg nach Klein-Kreutz, 7/1878, Dr. Winter (JE !); Spandau, 1901, H. Paul (M !); Umgebung Neuruppin, mehrere Belege leg. Warnstorf (M !). Literaturangaben: Warnstorf (1906); Schaepe (1986). ST: Geprüfte Belege: 4131/4 bei Michaelstein, nahe der Papiermühle, im Sumpf, E. Hampe (JE !); 4537/4 Burgholz bei Ammendorf, 9/1965, leg. R. Doll (JE !, ohne Kapseln, daher nicht ganz sicher). Literaturangaben: Loeske (1903); Bernau (1916); P. Kaiser (1907). NW: Geprüfte Belege: 5008/1 Torfmoore bei Dellbrück, leg. ?, in Herbar Schliephacke (JE !); 4316/1 Lippstadt, H. Müller, Westfalens Laubmoose 270 (M !), weitere Belege aus dieser Gegend in JE erwiesen sich jedoch als Fehlbestimmungen, ein weiterer Beleg von Lippstadt ist B. knowltonii (!), ein Beleg von Handorf ist ein Gemisch von B. pallens und B. intermedium (!). Auch die bei F. Koppe (1977) zusammengestellten Angaben bedürfen einer kritischen Prüfung. (HE): Nicht sicher nachgewiesen, Belege lagen nicht vor. Immerhin sind alte Angaben aus der Mainebene zwischen Frankfurt und Hanau gut vorstellbar: Grimme (1936); Manzke (1993). – Zu streichen: 5525/3 Eierhauck, Geheeb (1884), später von Grimme (1936) und Meinunger (1992) übernommen, wurde von ihm selbst in seinen Tagebuchaufzeichnungen mit roter Tinte korrigiert: „ist pallens“ (comm. J. Futschig). TH: Sichere Belege: 5131/4 feuchte Kiesgrube auf dem Dornheimer Berge, 20.08.1905, B. Krahmer (JE !); 5330/2 Gemäuer der Bahnunterführung beim Schneetiegel bei Gehlberg, 04.09.1921, B. Krahmer im Herbar K. Koppe (HAL !). – Zu streichen: Alle übrigen Angaben in Meinunger (1985; 1992) gehören zu B. pallens. SN: Neuere Nachweise: 4650/2 N Scheckthal, Sumpfwald an der Straße nach Zeißholz am Grunde von Weiden und Birken, 24.10.1997, und 4952/13 Steinigtwolmsdorf, Mauer unterhalb der Kirche am Dorfplatz, 02.10.1995, M. Reimann (!). Geprüfte Belege: 4641/3 Porphyrbruch bei Beucha, Juli 1919, A. Kopsch, Bryotheca Saxonica 245 (JE !); 5538/2 nasse Ritzen im Diabassteinbruch am Kemmler S Plauen, 500 m, 1907, Spindler (JE !). – Zu streichen: Angaben Meinunger (1985) und Biedermann (2000) gehören zu B. pallens. BW: 6916/1 Früher auf Torfwiesen bei Neureut, Nebel & Philippi (2001); M (!). BY: Sichere Belege: 7133/4 auf Erdhügeln der Sumpfwiesen bei Buxheim, 26.04.1862, und 7233/2 Torfwiese bei Wolkertshofen, senkrechte Seite eines Torfgrabens, 11.06.1876, F. Arnold (M !). – Zu streichen: Laufen, Familler (1911), ist B. pallens (M !). – Unbelegt: Übrige Angaben in Familler (1911).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Bei den Neufunden immer nur in kleinen Beständen. Relativ sichere Wuchsorte hat die Art gegenwärtig nur noch an Sickerwasserstellen an natürlichen Steilküsten an der Ostsee, hier sind vielleicht weitere Nachweise möglich. Im Binnenland ist sie heute in Brandenburg und Sachsen sehr selten, in den übrigen Gebieten lange verschollen. Insgesamt eine sehr stark gefährdete Art: RL 2.