Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Ein variabler Komplex, der durch die im Schlüssel genannten Merkmale zusammengehalten wird: Pflanzen autözisch, ohne Peristom, Sporen im Mittel deutlich über 20 µm groß. Innerhalb dieses Komplexes lassen sich zwei Formengruppen nach den im Schlüssel gegebenen Merkmalen recht gut unterscheiden, die hier vorerst als Varietäten geführt werden, bei weiteren genaueren Untersuchungen vielleicht aber doch Artniveau beanspruchen könnten. Schon Limpricht (1890: 228) schreibt: „Wer Hymenostomum brachycarpum als Art betrachtet, muss auch dem H. obliquum Artrecht einräumen“. Auch Blockeel in Hill et al. (1992) trennt beide als Varietäten. Bei Nebel & Philippi (2000) und Koperski et al. (2000) fehlen Hinweise darauf. Weissia brachycarpa var. brachycarpa Diese Formen sind charakterisiert durch flache oder nur wenig eingebogene Blattränder und ovalbuckligrundliche Kapseln auf relativ langer Seta, die die Schopfblätter immer deutlich überragen. Weissia brachycarpa var. obliqua (Nees & Hornsch.) M. Hill Nach Blockeel in Hill et al. (1992) ist die Varietät synonym zu Weissia microstoma (Hedw.) Müll. Hal. Blätter in der oberen Blatthälfte stark eingebogen bis eingerollt, Kapsel länglichzylindrisch bis eiförmig, auf relativ kurzer Seta die Schopfblätter nur wenig überragend oder teilweise in diese eingesenkt. Gute Abbildungen finden sich bei Limpricht (1890: 228). Nach Hill et al. (1992) kommt sie an trockeneren und kalkreicheren Stellen als var. brachycarpa vor. Gut ausgeprägtes, hierher gehöriges Material sahen wir: 4632/1 Kyffhäuser, Gipshang über der Barbarossahöhle; 7741/2 Innaue S Hart, Ruderalstelle; 8533/2 Tennsee N Tonihof, sehr kleine Pflanzen mit fast vollständig eingesenkten Kapseln, leg. R. Lotto (!).
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Auf offener, lehmiger, kalkhaltiger bis schwach saurer Erde. Die var. brachycarpa wohl mehr auf kalkarmen, feuchten Unterlagen in tieferen Lagen, die var. obliqua vermutlich an trockeneren, kalkreicheren Stellen. Als Begleiter werden genannt: Weissia longifolia, W. controversa, Barbula unguiculata, B. convoluta, Didymodon fallax und Fissidens taxifolius. Soziologische Angaben in: Ahrens (1992); Marstaller (2000b). In der Karte ist die Verbreitung der Gesamtart dargestellt, die Verbreitung der beiden Varietäten muss noch erarbeitet werden. Durch das ganze Gebiet, soweit geeignete Bodenunterlagen vorhanden sind, zerstreut, streckenweise auch verbreitet. Vom Flachland bis in die Alpentäler bis etwa 1000 m. In kalkfreien Sandergebieten Norddeutschlands sowie in den höheren Silikatmittelgebirgen fehlend oder selten.
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Wächst meist einzeln oder in lockeren Rasen zwischen anderen Moosen eingestreut, größere Reinbestände sind selten. Die meisten Vorkommen befinden sich an anthropogen entstandenen oder beeinflussten Stellen. Auch wenn die Art in vielen Gegenden selten ist, ist sie im Gesamtbestand im Gebiet nicht gefährdet.