Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Dicrnella howei ist der Art D. varia nahe verwandt und galt lange Zeit als mediterrane Art. Erst Crundwell & Nyholm (1977) stellten fest, dass sie in Frankreich weiter nach Norden ausgebreitet ist. Durch den Schlüssel in Smith (1980) fand die Art erstmals Eingang in die von mitteleuropäischen Bryologen benutzte Bestimmungsliteratur. In der Schweiz wurde sie von E. Maier (1994) erstmalig nachgewiesen. Schließlich wurde Dicranella howei kurz danach auch in Deutschland ziemlich gleichzeitig und unabhängig voneinander von Schneider in Caspari et al. (1997) und E. Maier in Meinunger & Schröder (1996) festgestellt. Die Art unterscheidet sich von D. varia durch breitere, aufwärts sich undeutlich verlierende Rippe, streckenweise doppelschichtige Lamina und die Exothecialzellen. Da sie bei uns nur sehr selten Kapseln ausbildet, sind zur sicheren Bestimmung Blattquerschnitte erforderlich, dabei ist zu beachten, dass nicht Verwechslungen mit Jungpflanzen von Pleuridium acuminatum unterlaufen (vergl. Nebel & Philippi, 2000: 213), das ebenfalls eine teilweise mehrschichtige Lamina aufweist. Da inzwischen auch mehrere Nachweise mit Kapseln vorliegen, die in allen Punkten mit den Beschreibungen in der eingangs genannten Literatur übereinstimmen, erscheinen uns Vorbehalte bezüglich der Identität der hier zusammengestellten Nachweise (Schmidt & Heinrichs 1999) unbegründet. Dicranella howei besiedelt nicht zu trockene bis etwas frische, kalk- bis basenreiche, humusfreie Lehm- und Tonböden. Sie ist eine Pionierart an besonnten, warmen, offenen Standorten in Kalkmagerrasen, an Wegrändern, in alten Steinbrüchen, extensiv genutzten Wiesen und auf Äckern und ähnlichen Stellen. Im Gegensatz dazu besiedelt D. varia deutlich mesophilere Standorte. Soziologische Aufnahmen liegen bislang nicht vor.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Da die Art noch wenig bekannt ist, lassen sich weitergehende Aussagen über das von ihr besetzte Areal derzeit nicht machen. Immerhin zeichnen sich als Verbreitungsschwerpunkte wärmebegünstigte Trockengebiete mit kalkhaltigen Böden im mittel- und südwestdeutschen Hügelland sowie im Norden an der Oder ab. Ähnliche Areale besiedeln im Gebiet etwa Pterygoneurum-Arten. Die Art wurde in der Vergangenheit sicher übersehen und ist nicht als Neophyt zu bezeichnen. Ihre frühere Verbreitung wird sich jedoch erst allmählich durch Untersuchung älteren Herbarmaterials rekonstruieren lassen. MV: 1542/3 Halbinsel Zingst, M. Koperski (!). BB: Ein klarer Verbreitungsschwerpunkt beginnt sich in den Trockengebieten an der Oder abzuzeichen: Rätzel et al. (1997; 2000). Zahlreiche weitere, unveröffentlichte Nachweise durch J. Klawitter; P. Erzberger; H. Köstler; S. Runge. NW, HE: Düll (1995); Schmidt & Heinrichs (1999); Solga & Buchbender (2003); Meinunger & Schröder (1996). Weitere unveröffentlichete Nachweise von E. Baier (!); R. Düll (!); C. Schmidt; A. Solga. NB, ST, TH: Meinunger & Schröder (1996); zahlreiche unveröffentlichte Nachweise: M. Preussing (!); F. Jurkutat; R. Marstaller und (!!). Die Art dürfte im mitteldeutschen Trockengebiet um den Harzrand viel weiter verbreitet sein als bislang bekannt. SN: Erster Nachweis: 4846/1 Im Elbhügelland, F. Müller & Reimann (1998–1999); F. Müller (2004). RP, SL: In wärmebegünstigten Gebieten offenbar weit verbreitet: Caspari et al. (1997; 2000); Düll (1995); Frahm (2001); Werner (2000); Oesau (2002; 2003); Lauer (2005); S. Caspari (2004); (!!). Mit Sporenkapseln: 6114/3 Lößwand S Wallertheim, 04.04.1996, LM. BW: Nebel & Philippi (2000); Ahrens (2002); M. Reimann (in litt.); (!!). BY: 6026/1 Kalkhang O von Gäuheim, 17.04.1999, WS; 6123/3 Straßenböschung S Kredenbach, mit Sporenkapseln, 08.04.1999, LM; 7334/4 Trockenhang SW Starkershofen, 19.05.1996, LM.
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die Art ist im Gebiet wahrscheinlich weiter verbreitet und in vielen Gebieten auch häufiger als bisher bekannt. Sie besiedelt vielfach anthropogen geschaffene Standorte und dürfte ungefährdet sein.