Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Seligeria recurvata galt mit ihrer im feuchten Zustand schwanenhalsartig herabgebogenen Seta in der Vergangenheit bereits im Gelände für eine gut kenntliche Art. Erst in jüngster Zeit stellte sich heraus, dass die habituell ganz ähnliche S. campylopoda, die übrigens schon bei Gams (1957) gut verschlüsselt ist, ebenfalls im Gebiet vorkommt. Dies macht eine Überprüfung und Neubearbeitung aller früheren Angaben zur Verbreitung und Soziologie von S. recurvata im Gebiet notwendig, was bislang erst teilweise geschehen ist. Seligeria recurvata unterscheidet sich von S. campylopoda vor allem durch eine andere Blattform, beide Arten sind bei Sauer in Nebel & Philippi (2000) gut verschlüsselt. Seligeria recurvata bildet dunkel- bis olivgrüne, lockere oder dichte Rasen auf meist neutralen Gesteinen, insbesondere auf kalkhaltigem Sandstein. Die Aussage in Nebel & Philippi (2000) „Seligeria recurvata meidet reines Kalkgestein wie Weißjura- oder Muschelkalk“ ist jedoch in dieser Allgemeinheit leider nicht für das Gesamtgebiet zutreffend, in Teilen Mitteldeutschlands kommt S. recurvata auch auf Muschelkalk und Zechsteinkalk teilweise in reichen Beständen vor: vergl. Marstaller (2002d). Seligeria recurvata ist Kennart des Fissidenti-Seligerietum recurvatae, Hauptbegleiter ist Fissidens gracilifolius. Diese Gesellschaft weist eine viel breitere Standortsamplitude auf als Bestände mit S. campylopoda, doch sind im Artenspektrum keine wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Assoziationen feststellbar. So bleiben auch frühere soziologische Angaben zu S. recurvata weitgehend gültig: Ahrens (1992); Marstaller (1988; 2002d); Drehwald & Preising (1991).
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) In die Karte wurden nur geprüfte Angaben übernommen, sie ist daher teilweise noch unvollständig. Fehlt der norddeutschen Tiefebene, in Mittel- und Süddeutschland in Gebieten mit passender Gesteinsunterlage zerstreut, hier auch öfter sekundär in Steinbrüchen, Straßeneinschnitten sowie an Sandsteinmauern: NB: M. Koperski (!); M. Preussing (!). ST: Marstaller (!); eigene Funde. NW: von C. Schmidt geprüfte Angaben. HE: P. Erzberger (!). TH: Revidierte Verbreitungskarte: Marstaller (2002d). SN: F. Müller & Reimann (1998–1999; 2002); Biedermann (2000); F. Müller (2004). RP, SL: Düll (1995); Oesau (2003); Caspari (2004); Lauer (2005); 5905/4 feuchte Sandsteinfelsen an der Straße O Kyllberg, 19.03.2000, WS. BW: Zerstreut in Sandsteingebieten: Nebel & Philippi (2000). BY: Nordbayern: B. Kaiser (!); M. Reimann (in litt.); A. Huber (1998); eigene Funde auf Sandstein: 5728/4 S Sulzfeld, Weg zur Wildburg; 6233/3 Quellgebiet S Poppendorf; 6332/2 Hohlweg O Effeltrich; 6035/4; 6036/1; 6528/3. Südbayern: Am Alpenrand, besonders in der Flyschzone, verbreitet: R. Lübenau (!); R. Lotto (!); U. Beyerlein (!); M. Koperski (!); sowie zahlreiche eigene Funde. Im Vorland zerstreut, z. B. 8042/4 Tälchen NO Weitmoos, 05.05.1998, LM.
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die Vorkommen bleiben auch in den Hauptverbreitungsgebieten fast immer klein. Am Alpenrand, in BW, SL und RP erscheint sie ungefährdet. In den übrigen Gebieten bedeutend seltener und vielfach auf Sonderstandorte beschränkt, hier sollte sie geschont werden: RL 3.