Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Kräftige, grüne, wie alle übrigen Vertreter der Gattung an Atrichum- oder Polytrichum-Arten erinnernde Pflanzen, meist mit Kapseln. Timmia bavarica kommt an schattigfeuchten, kalkhaltigen oder neutralen, immer bryologisch reichen Felsstandorten vor, daneben ist sie auch an alten Burgruinen zu finden. Meist in regengeschützten Nischen, unter Überhängen und in Spalten auf humusreicher Feinerde, seltener direkt auf Fels. Begleiter sind: Mnium marginatum, M. stellare und Neckera crispa. In der Literatur wird sie auch als Kennart des Distichio-Timmietum bavaricae und des Thamnobryo-Timmietum bavaricae angegeben. Soziologisch-ökologische Angaben finden sich in: Hertel (1974); Ahrens (1992); Nebel & Philippi (2001) und Caspari (2004).
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Hauptverbreitung im Jura und am Alpenrand sowie im Nahebergland, überall zerstreut bis selten. Sehr selten an wenigen Sonderstandorten im mitteldeutschen Bergland: NW: 4612/2 an einem nordexponierten Massenkalkfelsen bei Hemer, durch Steinbruchbetrieb bedroht, 1996, C. Schmidt in Schmidt & Heinrichs (1999), inzwischen vernichtet, C. Schmidt (in litt.). HE: 4725/2 in einer schluchtartigen Höhlung unter Zechsteinblöcken der Kripplöcher bei Orferode, am 02.05.1914 von Mardorf entdeckt, 1925 von Grimme bestätigt, seitdem verschollen, Grimme (1936). TH: 5128/2 Inselsberg, im oberen Felsentale an Porphyrfelsen, 1854, leg. Möhl, vergl. Meinunger & Köckinger (2002); 5233/4 spärlich, aber mit Kapseln auf Zechsteingeröll über dem Mörlagraben bei Rudolstadt, von Meurer entdeckt; Röll (1915), verschollen, Meinunger (1992). Röll (1915) bemerkt weiter: „Da der Thüringer Standort zum Teil durch abfallendes Geröll verschüttet ist, so hat Janzen Exemplare des Mooses mit Erfolg in der Landgrafenschlucht bei Eisenach angepflanzt“. Es ist dies der einzige uns im Gebiet bekannt gewordene Versuch einer Ansalbung eines Mooses, der glücklicherweise fehlgeschlagen ist. Im Gegensatz zu manchen Höheren Pflanzen sind die Arealbilder der Moose durch derartige Aktivitäten bislang nicht verfälscht. RP, SL: K. Koppe (1940); Lauer (2005); J. Futschig (FR !); zusammenfassende Darstellung: Caspari (2004). BW: Zerstreut auf der Schwäbischen Alb, selten in Nachbargebieten, zusammenfassende Darstellung: Sauer in Nebel & Philippi (2001); 7521/3 Felsen an der „Alten Nebelhöhle“ NO Genkingen, 20.08.1999, WS; 7720/3 Felsen S Ebingen, 13.08.1999, WS. BY: Nordbayern: Fichtelgebirge: An den beiden alten, bei Familler (1911) genannten Fundstellen noch vorhanden: 5837/3 Ruine Waldstein, Hertel (1974), 01.08.1992, E. Hertel und (!!); 6038/4 Ruine Weißenstein, 29.04.1994, E. Hertel und (!!); Hertel & Wurzel (2006). Fränkischer Jura: Nur an wenigen Stellen im nördlichen Teil, Familler (1911). Neubestätigungen: 5933/1 Wohnsig und 5933/2 O Niesten (!!). Alpen: Selten und wohl nur bis zur Waldgrenze, wird in höheren Lagen durch Timmia norvegica ersetzt. Viele ältere Literaturangaben sind Fehlbestimmungen und wurden von Paul (1943) kritisch geprüft, nur diese und spätere Angaben wurden in die Karte übernommen: Eggensberger (1994); K. Koppe (1968); R. Lübenau (in litt.); M. Preussing (!); 8532/3 Osterfelder, mit Tortella tortuosa und Tortula norvegica. 09.09.1988, R. Lotto (!); 8543/21 und 8443/43 Kärlingerhaus bis zur kleinen Saugasse, ca. 1600 m, 08.08.1987, U. Beyerlein (!). Wir selbst fanden die Art in den Alpen nicht.
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Außer an einigen Stellen in der Schwäbischen Alb sind die Bestände fast immer klein. Die Art kommt im Gebiet nur an naturnahen Standorten und einigen alten Burgruinen vor, letztere Vorkommen können nicht als Sekundärstandorte im heute verstandenen Sinne betrachtet werden. Die Art muss an ihren verbliebenen Wuchsorten geschützt und erhalten werden, sie ist nicht mehr in der Lage, im Gebiet neue Standorte zu besiedeln. Gefährdungsursachen sind forstliche Eingriffe, insbesondere Kahlschläge oder Einbringung von Nadelhölzern an ihren Wuchsorten, Steinbruchbetrieb, Tourismus an alten Burgen und Aussichtspunkten sowie Sammeltätigkeit von Botanikern, die heute weitestgehend unterbleiben sollte. Die Einstufung in BW in die „Vorwarnliste“ mag formal korrekt sein, führt aber erfahrungsgemäß zu sorglosem Umgang hinsichtlich Schutzmaßnahmen. Aus Sicht des Gesamtgebietes ist die Art in BW und in den Alpen als gefährdet, RL 3, einzustufen. In RP, SL und Nordbayern ist sie wegen Seltenheit gefährdet: RL R; in NW vom Aussterben bedroht: RL 1; in HE und TH seit Jahrzehnten verschollen und wohl ausgestorben: RL 0.