Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Ein sehr variabler Artkomplex. Wir folgen in der Hauptsache den Darstellungen bei Limpricht (1895); Mönkemeyer (1927); Gams (1957); Smith (1980); Nordhorn-Richter (1982) sowie ergänzenden Anmerkungen in Nyholm (1993) und Nebel & Philippi (2001). Entgegen der Darstellung in Koperski et al. (2000) bringen wir für Pohlia elongata (parözisch) und P. acuminata (autözisch) getrennte Karten. Pohlia polymorpha nimmt in mehrfacher Hinsicht eine Mittelstellung zwischen P. elongata und P. nutans ein, sie besitzt im Gebiet ein eigenständiges Areal, und wir behandeln sie als eigenständige Art. Zur sicheren Unterscheidung von Pohlia elongata und P. nutans sind gut entwickelte, reife Kapseln erforderlich, steril lassen sich beide Arten nicht sicher unterscheiden. Das Endostom ist bei P. nutans fensterartig durchbrochen, die Zilien sind vollständig ausgebildet, die Zellwände des Exotheciums unverdickt. Bei P. elongata ist das Endostom am Kiel nicht oder nur schmal ritzenförmig durchbrochen, die Zilien fehlen oder sind nur kurz, die Zellwände des Exotheciums sind verdickt. Die Kapseln sind bei P. elongata sehr langhalsig, leicht keulenförmig und etwas, aber auf der ganzen Länge gleichmäßig, gebogen. Bei P. nutans ist der Kapselhals meist (aber nicht immer!) kurz, die Kapsel zylindrisch und gerade. Einzeln oder in lockeren Rasen auf schwach saurer bis neutraler Erde an halbschattigen, humiden, aber nicht nassen Stellen. Meist auf Absätzen und in humosen Spalten von Felsen, besonders auf Sandstein, Schiefer, Phonolith, Granit, auch an angesprengten Felsen und in Hohlwegen. Streng kalkmeidend, fehlt aber auch auf stärker sauren Unterlagen. Begleiter sind Dicranella heteromalla und Tetraphis pellucida, in höheren Lagen auch Marsupella funckii. Genauere ökologische und soziologische Untersuchungen fehlen.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Hauptverbreitung in höheren Gebirgslagen Süddeutschlands um die Baumgrenze. Im übrigen Süd- und Mitteldeutschland früher sehr zerstreut, heute sehr selten. Sehr selten früher auch im Flachland. Manche ältere Angaben sind unsicher, nicht alle konnten überprüft werden, die Karte ist daher teilweise verbesserungsbedürftig. Norddeutsches Flachland: SH: N. Jensen (1952). MV: Brockmüller (1870). BB: Warnstorf (1906); Reimers (1933); Schaepe (1986); Klawitter et al. (2002). Überall verschollen, die meisten Angaben liegen über 100 Jahre zurück. NB: Quelle (1902); Loeske (1903); F. Koppe (1964). Keine Neubestätigungen. ST: Loeske (1903); Röll (1915); Bernau (1916); Zschacke (1905). Verschollen. NW: F. Koppe (1977); Düll (1980); Hegewald (1972). Neuere Angabe in: C. Schmidt (1992). HE: Röll (1926); Grimme (1936). Letzte Nachweise durch J. Futschig: 5020/1 O Gemünden; 5425/3 Milseburg und 4920/4 SO-Hang des Kellerwaldes, an beschattetem Schiefer im unteren Teil des Schieferraingrabens, 23.09.1951 (FR !). TH: Röll (1915); Reimers (1940); Meinunger (1992). Keine Funde aus jüngster Zeit. SN: Riehmer (1926). Neufunde: Baumann & Reimann (2001); Baumann & Escher (2002); F. Müller (2004). RP, SL: Früher mehrfach im Pfälzer Wald, keine aktuellen Nachweise, Lauer (2005). Zwei neue Funde im Saarland: Caspari et al. (2000); Caspari (2004). BW: Zusammenfassende Darstellung Nebel & Philippi (2001); weitere Neufunde: M. Reimann (in litt.). BY: Nordbayern: Ältere Angaben: Familler (1911; 1913); Kükenthal (1954); F. & K. Koppe (1931); Belege in M (!); A. Huber (1998). Neufunde: In höheren Lagen des Bayerischen Waldes noch regelmäßig: M. Koperski; H. Lauer; M. Reimann. Eigene Funde: 6744/4 Großer Osser, Wanderweg unterhalb des Gipfels, 19.06.1996; 7046/4 Wald beim Teufelsloch, 07.06.1996; 7047/2 Siebenstein N Finsterau, 05.06.1996; 7248/1 Bahneinschnitt N Neureichenau. Mittelfranken: 6633/1 Schwarzachschlucht, M. Reimann (!). Südbayern: Familler (1911; 1913); Paul (1943). Neufund: 7630/3 K. Offner (!). Alpen: Auf kalkfreien Unterlagen, vor allem im Gebiet um die Baumgrenze, an geeigneten Stellen bis heute regelmäßig vorhanden. Ältere Angaben in: Familler (1911). Neuere Nachweise von der Art liegen von allen dort tätigen Bryologen sowie von uns selbst vor.
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die Art wächst immer nur in Einzelrasen oder in kleinen Beständen, große Vorkommen haben wir nie gesehen. Nur in den Alpen und in den Hochlagen des Bayerischen Waldes und des Südschwarzwaldes kommt sie noch regelmäßig vor und kann hier als ungefährdet gelten. In den übrigen Gebieten Süd- und Mitteldeutschlands ist ein sehr starker Rückgang zu verzeichnen, aus neuerer Zeit liegen nur wenige Nachweise vor: RL 1. Im Flachland ist Pohlia elongata seit Jahrzehnten verschollen: RL 0.