Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Auch Riccia ciliata ist ein recht vielgestaltiger Artkomplex. Die meist vorhandenen Zilien sind zwar ein sehr auffälliges, keineswegs aber entscheidendes Bestimmungsmerkmal. Wie die Durchsicht umfangreichen Herbarmaterials ergab, werden oft auch ziliate Formen anderer Riccia-Arten mit R. ciliata verwechselt. Eindeutige Bestimmungsmerkmale zeigen die Sporen, sie sind im Mittel 70-90 µ groß, reif dunkelbraun bis schwarz mit fehlendem oder nur sehr schwach entwickeltem Saum, haben eine „double reticulation“, die Sporenoberfläche ist mit kleinen, runden Papillen bedeckt, der Rand erscheint daher im Mikroskop fein papillöscrenuliert. Genaue Beschreibungen und Abbildungen geben Damsholt & Hallingbäk (1986; 1986 a) und Damsholt (1988, 2002). Frische Thalli im Gelände sind stark glänzend, wie lackiert, alle anderen heimischen Riccien haben eine matte Oberfläche. Leider ist dieses Merkmal an Herbarmaterial nicht mehr sicher feststellbar. In der Untergliederung der Gruppe folgen wir Damsholt (2002). Riccia ciliata var. ciliata ist charakterisiert durch rein grüne, im Umriss rechteckige Thalli, meist randlich mit reichlichen Zilien. Formen ohne Zilien werden als Riccia ciliata var. epilosa oder als Riccia dalslandica beschrieben, solche werden im Gebiet von 3042/4 Neuruppin angegeben, K. Müller (1951-1958). Riccia ciliata var. intumescens wird im Anschluss gesondert dargestellt. Riccia ciliata var. ciliata ist im Gebiet an humide, ausreichend feuchte Ackerstandorte auf etwas lehmigen, kalkfreien, neutralen bis schwach sauren Böden gebunden. Begleiter sind Anthoceros agrestis, Riccia sorocarpa, R. bifurca, R. glauca, R. glauca var. subinermis, Dicranella staphylina, im Vogelsberg als zusätzliche Seltenheiten Anthoceros neesii und Notothylas orbicularis. Soziologische Aufnahmen: Manzke (2004).
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Die Art hat ihre Hauptverbreitung in wärmeren, aber nicht extrem trockenen Gebieten des mitteldeutschen Hügellandes. Sichere Nachweise liegen nach Süden bis zur Donau vor. Sie erreicht im Gebiet ihre Westgrenze in Europa, in Norddeutschland nur in kontinental getönten Gebieten zur Oder hin. (MV): 2445 Bei Neubrandenburg, Wüstnei (1854). Belege und Bestätigungen fehlen, daher wird die Angabe vorerst nicht in die Karte übernommen. Ein Vorkommen in dieser Gegend ist jedoch denkbar, da die Art auch noch weiter nördlich in Südschweden vorkommt. BB: Warnstorf (1903); Reimers (1933; 1941); 3049/4 „Herrscherberg bei Brodowin, Nordostseite, auf dem sandigen Lehm dieses pontischen Hügels in geringer Menge, aber in jedem Jahre wiederkehrend“, K. Koppe (1941, HAL !). Keine Neubestätigungen: Klawitter et al. (2002). NB: 3922/4 N Börry, auf angesäter Wiese am Waldrand an der Straße nach Völkershausen, 9. 10. 1999, WS. – Ältere, unbelegte, aber glaubhafte Literaturangaben: Quelle (1902); Loeske (1903). ST: Loeske (1903); Warnstorf (1903); P. Kaiser (1896); richtig bestimmtes Belegmaterial aus der Umgebung von Nordhausen und Blankenburg befindet sich in JE (!). NW: Sichere Nachweise: 4221/1 Feuchter Acker am Hohefeld NO Bellersen, 1. 10. 1999, LM; 4222/2 bei Höxter, 4/1858, Beckhaus, com. C. Schmidt (!), vergl. F. Koppe (1977); 5207/1 Roesberger Feld bei Bonn, 4/1923, leg. Brasch, BONN (!), vergl. Feld (1958). – Zu folgenden Literaturangaben sahen wir keine Belege, sie werden nicht in die Karten aufgenommen: F. Koppe (1977); Düll (1980; 1984; 1987; 1995; 2000). – Zu streichen: Ein Beleg zur Angabe 4407/4 in Düll (1980) ist eine ziliate Form von R. glauca (rev. LM); 5207/1 Kitzburg, Feld (1958), gehört zu R. michelii (vgl. dort). HE: Köhler (1925; 1936); G. Schwab (in litt.); 5215/4 Dillenburg (REG !); 4422/4 Rübenfeld am Reinhardswald S Schönefeld, 25. 9. 1999, WS; 4522/4 Rübenacker in Immenhausen, 23. 9. 1999, WS. – Einen lokalen Verbreitungsschwerpunkt hat die Art im Vogelsberg. Sie ist zwar auch hier selten, konnte aber in mehreren Quadranten, teilweise in Gesellschaft von Anthoceros neesii und Notothylas orbicularis von W. Manzke (2004) nachgewiesen werden. Weitere Beobachtungen S. Caspari (!); 5521/3 Stoppelacker N Gedern, 4. 3. 2002, D. Reinhardt (!). TH: Goldschmidt (1909); Meinunger (1992); 5040/2 Stoppelacker N Münsa, 6. 10. 1975, K.-F. Günther (JE !); 5041/3 Acker NW Niederarnsdorf, 1. 10. 1978, K.-F. Günther (JE !); 5335/2 Stoppelacker zwischen Bodelwitz und Wernburg, 7/1985, R. Marstaller (JE !). SN: Zusammenfassende Darstellung: F. Müller (2005). RP, SL: 6409/323 Tierpfad auf dem Plateau des Hofberges NW Reitscheid, Andesit, 500 m, 16. 10. 2003, S. Caspari (!). – Unbelegte, nicht in die Karten übernommene Angaben: Düll (1980; 1995). BW: Sichere Belege: 6222/4 Acker S Vockenrot an der Straße nach Hundheim, mit Riccia sorocarpa, R. glauca var. subinermis, Phascum cuspidatum, Dicranella staphylina, 16. 5. 2004, M. Reimann (!); 6820/1 Maisacker N Massenbachhausen, 4. 11. 2000, M. Reimann (!). Hier eingetragen haben wir die meisten Angaben von Riccia intumescens bei Holz in Nebel & Philippi (2005). – Nicht in die Karte übernommene Angaben zu R. ciliata: Ahrens (1992), Belege lagen uns nicht vor; Holz in Nebel & Philippi (2005), Belege sahen wir nur zu den Angaben von A. Schäfer-Verwimp, diese gehörten zu anderen Arten. BY: Hauptverbreitung auf Buntsandstein, Keuper, Dogger und Urgestein im Maingebiet, in Mittelfranken und bis zur Gegend um Regensburg. Belegte, ältere Angaben: 5920/1 Ackerrand Kahl-Kälberau, 6/1913, I. Familler (REG !); 6020/3 SW Großostheim, 10. 9. 1965, G. Schwab (!); 6223/1 Brachacker beim Heidhof bei Wertheim, 2/1912, leg. Stoll (REG !); 6938/4 Schwabelweis-Tegernheim, mit Riccia sorocarpa und R. bifurca, 14. 9. 1901, I. Familler (REG !). – Neuere Funde: 6336/4 Maisacker N Sorghof, 29. 4. 2001, LM; 6735/3 Stoppelfeld bei Unterbuchfeld, 24. 8. 2001, WS; 6837/4 Stoppelacker am Kesselberg SO Krachenhausen, mit Anthoceros agrestis, Riccia sorocarpa, R. glauca, 16. 8. 1997, WS; außerdem mehrfach um Neumarkt, M. Reimann (!; !!); zahlreiche Angaben D. Reinhardt, besonders aus Mittelfranken und dem Maingebiet (!). – Zu folgenden Literaturangaben lagen uns keine Belege vor, sie wurden vorerst nicht in die Karte aufgenommen und sind noch zu überprüfen: Familler (1917, außer oben genannte Angaben); Paul (1943); F. Koppe (1952); Poelt (1954).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die Art wächst fast immer nur einzeln zwischen ihren Begleitern, oft muss man auf geeigneten Äckern bis zu einer Stunde und länger suchen, um einen einzigen Thallus zu finden, vergl. Manzke (2004). Nur D. Reinhardt berichtet in Mittelfranken über reicher entwickelte Bestände. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt heute in Nordbayern und Teilen von Hessen, hier ist die Art gegenwärtig als gefährdet einzustufen: RL 3. In allen übrigen Gebieten ist sie selten: RL 2.