Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Von dieser gut umgrenzten Art wurde von K. Müller (1951-1958) auf Grund anderer Chromosomenzahlen eine Riccia duplex abgetrennt, was für die bryofloristische Nachwelt ebenso unglücklich und belastend ist wie die Aufspaltung von Riccia fluitans und R. rhenana. Man vergleiche die Anmerkungen bei Philippi (1998). Wir fassen hier R. canaliculata und R. duplex zusammen, bringen aber immerhin im Anhang eine Literaturzusammenstellung zu dieser „Riccia duplex“. Gelb- bis dunkelgrüne, oft rot überlaufene, wenig verzweigte Pflanzen, die mit zahlreichen Rhizoiden fest am Substrat haften und lockere bis dichte Rasen bilden. Sporogone sind regelmäßig vorhanden. Auf offenem, feuchtem, schluffigem, basenreichem bis schwach saurem Untergrund. Besonders auf Schlammböden in trockengefallenen Teichen, am Rande von Gewässern, in Gräben von Nasswiesen, in Kiesgruben, auch auf nassen Äckern. Schwimmformen sind nicht bekannt. Meist in ausdauernden Pioniergesellschaften der Flutrasen, auch in Zwergbinsengesellschaften. Begleiter sind Drepanocladus aduncus, Riccia huebeneriana, Peplis portula, Gnaphalium uliginosum, Juncus articulatus, J. bufonius, Alopecurus geniculatus, Agrostis stolonifera. Angaben zu Soziologie und Ökologie bei Dunk (1972); Täuber (1998); Philippi (1998); Sauer in Nebel & Philippi (2005). Riccia duplex Lorb. ex Müll. Frib. Wie bereits oben dargelegt, betrachten wir R. duplex nicht als eigenständige Art, sondern halten, in Übereinstimmung mit Philippi (1998), R. canaliculata und R. duplex für Zytotypen ein und derselben Art. Wir haben R. duplex nicht gesondert kartiert und bringen hier- kommentarlos – nur eine Literaturzusammenstellung: Zusammenfassende Darstellung: K. Müller (1951-1958); Düll in Düll & Meinunger (1989). SN: N. Jensen (1952); Frahm & Walsemann (1973). NE: F. Koppe (1964): NW: Düll (1980; 1984). BW: Typuslokalität: 7912/4 Mooswald bei Freiburg, in einem Wassergraben, 1929, Lorbeer, vergl. Sauer in Nebel & Philippi (2005).
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Vom Flachland bis in die submontane Stufe. Überall sehr zerstreut und selten, nur im westfälischen Tiefland und im Oberrheingebiet etwas weiter verbreitet: SH: N. Jensen (1952); Frahm & Walsemann (1973); 1220/1 Teichschlamm W Hof Berg, 4. 10. 1992, C. Martin & F. Schulz (!); 2229/2 Krümmesser Heide NO Bliestorf, Grabenrand, 2/1997, E. Schulz & H. Drews (!); 2430/2 Sumpf am Sarnekower See, 6. 9. 1964, E. Walsemann (!). MV: K. Müller (1951); Doll (1982); Berg et al. (1992); Linke et al. (1998); 2634/3 Tongrubengelände W Kummer, 17. 10. 1992, WS. NE: F. Koppe (1964); Eckstein & Homm (1992); Koperski (1996; 1999; 1999 a); Täuber (1998); 2725/1 Teichboden 1 km SW Holm, 12. 9. 1991, K.-F. Günther (JE !); 2731/2 Löschteich bei Forsthaus Grüner Jäger, nasser Sand, 29. 10. 1995, M. Koperski (!); 3019/3 Sandgrube mit Teich N Okel, 1. 10. 1990, M. Koperski (!). STE, BB: Warnstorf (1903); C. Berg (!); H. Köstler (!); P. Erzberger (!); Rätzel et al. (2000); Otte (2002); 3848/3 M. Ristow (!); 4143/3 Altwasser der Schwarzen Elster, 750 m NW Gorsdorf, 10. 9. 1989, K.-F. Günther (JE !); 4549/3 Sorgenteich bei Ruhland, 5. 10. 1985, F. Müller (!). NB: Wehrhahn (1921); C. Schmidt (1991); Loeske (1903). NW: F. Koppe (1977); Düll (1980); C. Schmidt (1991; 1994; 1996) S. Woike (!); 5209/2 An der Sieg bei Siegburg, auf schlammigem Boden zwischen Rohr, 29. 8. 1919, Brasch (BON !). HE: Manzke (1998); J. Futschig (FR, als R. duplex, !); 6019/3 Werlacherhof, feuchtes Brachland, 11. 9. 1986, G. Schwab (!). TH: 5336/2 Schlamm am Ufer eines neuen großen Teiches im Wald 2,5 km S Linda, 22. 9. 1985, K.-F. Günther (JE !); 5336/4 leg. J. Bornmüller (JE !). SN: Zusammenfassende Darstellung: F. Müller (2004). RP, SL: Düll (1980); Lauer (2005). BW: Philippi (1998); Sauer in Nebel & Philippi (2005). BY: Dunk (1972); revidiertes Belegmaterial aus dem Herbar Familler (REG !); 5836/3 Teichrand WNW Witzleshofen, 30. 7. 2003, leg. W. Wurzel, det. (!); 6037/1 Weiher bei Unterlind, leg. A. Schwab als R. fluitans (REG, rev. !); 8333/2 Schlamm bei der Loisachmündung in den Kochelsee, 600 m, 8/1905, I. Familler (REG !).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die Art vermag unter günstigen Bedingungen rasch große Bestände aufzubauen, die jedoch im Sukzessionsverlauf oder bei Überflutung der Standorte ebenso rasch wieder verschwinden. Offenbar können die Sporen im Boden jahrzehntelang überdauern, anders ist das rasche Auftreten an neu geschaffenen Stellen kaum zu erklären. Durch das sehr unbeständige Erscheinen und die Tatsache, dass die Art erst in neuerer Zeit konsequent unterschieden und beachtet wurde, sind Aussagen zur Bestandssituation recht unsicher. Philippi (1998) hält die Art in der Oberrheinebene für nur wenig gefährdet. Andere Bearbeiter gehen für ihre Gebiete von einer wesentlich stärkeren Gefährdung aus: SH: RL 1, Schulz et al. (2002); NE: RL 2, Koperski (1999 a); BB: RL 1, Klawitter et al. (2002); NW: RL 2, Schmidt & Heinrichs (1999); SN: RL 1, F. Müller (2004). Als Tatsache ist jedenfalls festzustellen, dass die Art im Gebiet wesentlich seltener ist als alle übrigen Arten der Untergattung Ricciella. Für das Hauptverbreitungsgebiet am Oberrhein sollte die Art als gefährdet, RL 3, eingestuft werden. In allen anderen Gegenden ist sie nach derzeitigem Kenntnisstand als stark gefährdet, RL 2, einzustufen.