Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Riccia crozalsii wird in der Literatur über die Zilien am Thallusrand verschlüsselt, eine ebenso bequeme wie unsichere Bestimmungsmethode, die dazu führt, dass die Art in manchen Erscheinungsformen nicht erkannt wird. Die kleine Art wächst meist kriechend in verworrenen Rasen, manchmal aber auch in kreisrunden Rosetten. Der Thallusrand ist immer kräftig rotviolett gefärbt, Zilien sind fast immer vorhanden, aber meist nicht so reichlich wie in wärmeren Ländern. Nach unseren Beobachtungen sind gut entwickelte Sporogone hauptsächlich nach unten vorgewölbt, ähnlich wie bei R. canaliculata und R. huebeneriana, der Thallus macht dadurch besonders an den Lappenenden oft einen sukkulenten, turgiden Eindruck. Der Zellkranz um die Ausführungskanäle der Antheridien ist oft kräftig violett gefärbt, wodurch die Thallusoberfläche oft schwarzviolett punktiert erscheint. Die Sporen sind denen von R. warnstorfii ähnlich, mit 8-12 Feldern im Durchmesser auf der distalen Seite, meist mit gut entwickeltem, breitem Saum. Sie bleiben oft lange hell gelblich oder hell graubraun, voll ausgereifte Sporen sind aber immer sehr dunkel bis fast schwarz. R. warnstorfii und R. gothica besitzen immer einen flachen Thallus, über den sich die meist reichlich vorhandenen Sporogone uhrglasförmig vorwölben. R. gothica hat einen ähnlichen Thallusquerschnitt wie R. crozalsii mit immer violettroten Rändern, besitzt jedoch keine Zilien, und der Thallus ist immer grau- bis weißlichgrün. Bei guter Entwicklung ist Riccia crozalsii, wenn sie einzeln oder in kleinen Gruppen zwischen und über anderen Riccien wächst, an den blauviolett überlaufenen, rundlichturgiden Thallusenden mit regelmäßig vorhandenen Zilien schon unter dem Binokular auffällig und leicht zu erkennen. Mehr graugrüne, verflachte Jugend- und Schattenformen mit spärlichen oder fehlenden Zilien müssen allerdings sorgfältig untersucht werden. Die Art wächst auf feuchten bis zeitweilig nassen, neutralen bis schwach sauren, etwas lehmigen oder sandigen Böden. Oft auf Äckern oder trocken fallenden Schlammböden, daneben auch an natürlich offenen Standorten an warmen Felsköpfen auf Feinerde, die mindestens zeitweilig gut durchfeuchtet oder etwas wasserüberrieselt ist. Begleiter sind Riccia bifurca, R. warnstorfii und R. sorocarpa, genauere soziologisch-ökologische Angaben liegen nicht vor.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Die Art war bisher im Gebiet nicht bekannt, konnte aber von uns jetzt an mehreren Stellen nachgewiesen werden. Sie befindet sich hier an der nördlichen Arealgrenze, die meisten Vorkommen liegen im Westen und beschränken sich auf das Flachland und einige größere Flusstäler sowie wenige Sonderstandorte in der wärmsten Hügelzone. Die Art wurde im Gebiet erstmals von K. Damsholt richtig erkannt. Alle übrigen Belege wurden von uns bestimmt. SH: 2125/2 Brachacker NO Kaltenkirchen, ein gut entwickelter Thallus mit Zilien zwischen viel R. warnstorfii, 10. 11. 1992, WS. NE: 2723/3 Vorjähriger, nicht umgebrochener, nasser Maisacker an der Wümme O Lauenbrück, zahlreich mit und zwischen viel Riccia bifurca, 14. 5. 1999, WS. Die Bestimmung der Probe erfolgte durch K. Damsholt. NW: 3516/4 Mehner Bruch O Schmalge, Acker, mit R. bifurca, 28. 8. 2000, WS; 4504/44 Kempen, Tönisberg, Endmoräne, Ackerbrache SW Tönisberger Windmühle, 50 m NN, 20. 7. 2000, leg. U. Abts; 4516/1 (oder /3 ?) Lörmecketal O Warstein, 25. 6. 1994, leg. C. Schmidt; 5210/4 Kleingewässerrand auf dem Hüppelröttchen O Stein, sonniger, toniglehmiger Mineralboden, mit Phaeoceros carolinianus und Anthoceros agrestis, 13. 8. 2002, leg. K. Weddeling & P. Tautz. HE: 5624/3 Stoppelsberg, Südseite, offener, gelegentlich überrieselter Basaltverwitterungsboden, mit Riccia bifurca var. subinermis und R. ciliata var. intumescens, in der Nähe auch Bryum alpinum und Reboulia hemisphaerica, 30. 9. 2002 (!!). RP: 5809/223 Pommerer Mart, Sickerstelle in heißer Schiefer-Trockenflur, mit Bryum alpinum und Reboulia hemisphaerica, 17. 11. 2001, leg. S. Caspari. BY: 5920/1 Kleeäcker Alzenau-Kahl, mit R. ciliata und R. sorocarpa, 120 m, 6/1913, leg. I. Familler (REG !); 7038/11 Regensburg, Stoppelfelder bei Kuhblöß, spärlich zwischen viel Riccia sorocarpa, 9/1912, I. Familler (REG !).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die Art wächst meist vereinzelt zwischen anderen Riccien, nur bei Lauenbrück fanden wir einen reich entwickelten Bestand. Auch wenn sie bisher übersehen wurde und wohl an weiteren Stellen zu erwarten ist, ist sie doch im Gelände auffällig und im gesamten Gebiet sicher eine Seltenheit. Die Vorkommen sollten geschont werden. RL 3.