Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Sehr variable Art, Formen mit teilweise zweischichtiger Lamina wurden früher als Orthotrichum sturmii Hoppe & Hornsch. abgetrennt. Zur Unterscheidung von anderen, ähnlichen Arten vergleiche man die Ausführungen von Schäfer-Verwimp in Nebel & Philippi (2001). Mittelgroße bis große Art in lockeren, dunkelgrünen bis bräunlichen oder schwärzlichen, leicht zerfallenden Rasen. Die Vorkommen beschränken sich hauptsächlich auf offene oder halboffene Stellen an mäßig beregneten bis regengeschützten Steil- und Überhangsflächen basischer Silikatgesteine. Außer natürlichen Felsen werden auch felsige Straßenböschungen und alte Steinbrüche besiedelt, doch handelt es sich hierbei immer um sehr lange Zeit ungestörte Stellen. Begleiter sind: Schistidium pruinosum, S. confertum, S. apocarpum, Hedwigia ciliata agg., Grimmia pulvinata, Hypnum cupressiforme, Frullania dilatata, Bryum argenteum. Soziologische Angaben: Lüth (1990); Marstaller (2003b); Schäfer-Verwimp in Nebel & Philippi (2001). Im Flachland wurden früher öfter Findlingsblöcke besiedelt, außerdem wächst die Art manchmal epiphytisch und wurde neuerdings auch von einem Eternitdach angegeben. – Orthotrichum shawii Wilson Orthotrichum shawii wird schon von Warnstorf (1906) als eigenständige Art aufgefasst, zwischenzeitlich galt es lange Zeit als ein Synonym von O. striatum, bis es neuerdings wieder in den Artrang erhoben wurde. Eine ausführliche Beschreibung geben Mazinpaka et al. (2000). Von dieser sehr seltenen Art liegt ein Nachweis aus dem mitteleuropäischen Flachland vor: R. Ruthe sammelte es im Juni 1870 auf einer Pyramidenpappel bei Bärwalde zusammen mit Hypnum cupressiforme, Orthotrichum rupestre und O. tenellum, Warnstorf (1906). Diese Fundstelle liegt in Polen, doch ist sie vielleicht auch hier zu erwarten.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Durch das ganze Gebiet, von der Küste bis in die Alpen, aber fast überall sehr selten, fehlt allen Kalkgebieten: SH: N. Jensen (1952); 2330/4 an Salix bei den Torfstichen N Brunsmark, 30.09.1998, M. Siemsen (!). MV: Warnstorf (1906); Hahn (1906; 1912); Doll (1982); Berg et al. (1992); F. Müller (1996b); Wiehle & Berg (2000). – Zu streichen: K. Koppe (1965), Beleg in HAL gehört nicht zu dieser Art, rev. LM. NE: Milde (1869); F. Koppe (1964); 3326/3 Celle, Neuenhäuser Kirchhof, 1877, leg. Nöldecke in Herbar Düll (!). BB: Nur alte Angaben: Warnstorf (1906); Reimers (1933; 1942a). NW: F. Koppe (1977); Düll (1980); Abts & Frahm (1992); C. Schmidt (1996); Schmidt & Heinrichs (1999). NB, ST: Quelle (1902); 4526/1 M. Preussing (!); Loeske (1903; 1904); Zschacke (1905); 4231/1 Krockstein bei Rübeland, 28.06.2004, C. Schmidt (in litt.). HE: Röll (1926); Grimme (1936); 4422/3 sonnige Basaltwand am Schöneberg bei Hofgeismar, um 1850, leg. Möhl in Herbar Laubinger (GOET); 5425/4 Ehrenberg, spärlich, 19.09.2004, K. Offner (!!); 5525/2 Pferdskopf, sonnige Felsblöcke am Südosthang, hier mehrfach in charakteristischer Gesellschaft von Schistidium pruinosum und S. confertum, 20.09.2004 (!!; K. Offner); 5624/3 Stoppelsberg bei Weichersbach, 06.05.2002 (!!, K. Offner); 5715/1 O Beuerbach, 05.04.1994 (!!). TH: Meinunger (1992); Marstaller (2003b); 5329/2 Hoher Stein SO Oberschönau, 16.06.2001, M. Reimann (!!); 5329/24 Reisinger Stein, 06.06.2003 (!!). SN: Riehmer (1925); F. Müller & Reimann (1998); F. Müller & Rätzel (1999); Marstaller (1999b; 2003b); 5245/31 NO Lengefeld, Weg nach Neunzehnhain, an Pappeln, 08.07.2003, leg. S. Biedermann, det. (!); F. Müller (2004). RP: Zahlreich im Saar-Nahe-Bergland, Caspari (2004), sonst zerstreut: Caspari et al. (2000); Düll (1995); J. Werner (in litt.); Lauer (2005); 5310/4 Schieferfelsen an der Straße O Mettelshahn, 15.03.1995, LM. BW: Zerstreut im südlichen Schwarzwald, sonst selten: Nebel & Philippi (2001). BY: Nur in Gebirgsgegenden außerhalb der Kalkgebiete, überall selten: Familler (1911). Neuere Nachweise: A. Huber (1998); Marstaller (2002); 6038/4 Ruine Weißenstein, 29.04.1994, E. Hertel, (!!); 6137/2 Schloßberg Waldeck, 17.05.2003, Exkursion bayer. Bryologen, (!!); 6138/1 Serpentinfelsen O von Grötschenreuth, 01.05.1994, E. Hertel, (!!); 6939/3 am Donaustaufer Burgberg, Mylonitfelsen mit Hedwigia ciliata agg., 09.02.2005, M. Reimann & O. Dürhammer; 7146/4 Granitblock an der Straße in Ringelai, 15.06.1996, LM; 8427/4 Wusttal NO Burgberg, besonnter Sandsteinblock, 1000 m, 26.07.2001, M. Preussing (!); 8428/2 mehrfach an Felshängen der Reuterwanne, 31.08.1996 (!!).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die Art ist offenbar äußerst empfindlich gegen Umweltschadstoffe. Nur in einigen Teilen von RP und BW gibt es noch größere, stabile Vorkommen, hier kann die Art noch als gefährdet, RL 3, eingestuft werden. Für alle anderen Gebiete gilt die Feststellung, die Grimme bereits 1936 für Hessen getroffen hat: „ ... scheint hier die notwendigen Lebensbedingungen nicht recht zu finden und leicht vergänglich zu sein, da sie in der Regel an früheren Standorten trotz gleichgebliebener Umwelt nicht mehr angetroffen wird“. Die Art ist hier vom Aussterben bedroht, RL 1, an dieser Einstufung ändern auch wenige Neufunde auf Rinde und Eternit vorerst nichts.